Biberach - eine Perle Oberschwabens

1083 wurde Biberach erstmals urkundlich erwähnt. In jenem Eintrag ist von einem Ortsadligen „Luitpold von Bibra“ die Rede, der damals die Stiftung der Schwarzwaldabtei St. Georgen mitbezeugte.

Man geht aber davon aus, dass der Ursprung Biberachs viele Jahrhunderte früher zurückliegt. So vermutet man, dass bei der heutigen Stadtpfarrkirche eine erste Ansiedlung entstand. Dass sich die ehemalige Alemannensiedlung um 1140 zu einer Marktstätte entwickelt hat, ist wahrscheinlich auf die Welfen zurückzuführen. Die verkehrsgünstige Lage zwischen Ulm, Ravensburg, Memmingen und Pfullendorf sowie an den Fernhandelsstraßen in die Lombardei und nach Burgund schien verheißungsvoll. Das erkannte wohl auch Kaiser Friedrich Barbarossa, der große Teile des Rißfleckens erwarb und ihm dann das Stadtrecht verlieh.

Dieses Privileg wurde 1282 von König Rudolf I. bestätigt und 1312 verlieh Kaiser Heinrich VII. den Bürgern Biberachs die Rechte und Freiheiten der Stadt Ulm.

Einen ungeahnten Aufschwung erfuhr die Stadt im 13. und 14. Jahrhundert. Der Bau einer Ringmauer, die Stiftung eines Spitals, die 1278 gegründete Lateinschule und die 1360 fertig gestellte Stadtkirche bestätigten diese positive Entwicklung. Es folgte eine Stadterweiterung nach Osten. Die Vorstadt am östlichen Gigelberg wurde in die Stauferanlage miteinbezogen und die Stadtmauer wurde mit immer mehr Wehrbauten und Stadttoren ausgebaut.

Biberach war schon immer eine gewerblich orientierte Stadt und so war es abzusehen, dass sich die Zünfte zusammenschlossen, 1343 gegen den patrizischen Rat rebellierten und somit eine Reihe begehrter Privilegien für die Bürgerschaft erwirkten. Seine Glanzzeit erlebte Biberach im 15. Jh. Neue Gebäude wurden errichtet. Es entstanden die Magdalenenkapelle (1404), das „Alte Rathaus“ (1432), die Stadteich (1448), das „Neue Rathaus“ (1497-1503) und der Neubau des Spitals (1516). Das von den Staufern gegründete und seit 1320 von der Stadt verwaltete „Hl. Geist Spital“ war inzwischen für Dörfer und Weiler mit fast 3.000 Untertanen zuständig.

Zahlreiche einheimische und auswärtige Künstler bereicherten das Ansehen der Stadt und hinterließen mit ihren Werken bleibenden Eindruck. Viele Kunstwerke, von der Gotik bis zur Moderne, sind heute noch im Besitz der Stadt und können im Braith-Mali-Museum bewundert werden.


Das 16. und 17. Jh. brachte den Biberachern nicht gerade günstige Zeiten. So brach am 04.08.1516 ein verheerendes Feuer aus, das fast den gesamten Südteil der Stadt in Schutt und Asche legte. Wenige Jahre später begannen 1521 die reformatorischen Auseinandersetzungen (Messeverbot, Bildersturm). Diese Streitigkeiten zogen sich über viele Jahre hin und erst 1548 kehrte allmählich wieder Frieden in Biberach ein. Die Stadtkirche wurde fortan simultan genutzt, und auf Grund der Bestimmungen des Westfälischen Friedens wurde 1649 dann die Parität eingeführt. Damit waren beide Konfessionen berechtigt, gleichmäßig alle Ämter und Ratstellen zu besetzen. Erschwerend zu der damaligen Situation kamen dann die Wirren des 30-jährigen Krieges, von denen 1628-1650 auch die Reichsstadt betroffen war. Erst allmählich erholte sich die Stadt, und wenn Biberach auch seine alte wirtschaftliche Stellung verloren hatte, so blühte im 18. Jh. das kulturelle Leben wieder auf. Beispielhaft dafür war 1761 die 1. Aufführung eines Shakespeare-Stückes („Sturm“) in deutscher Sprache.

1802 noch unter badischer Führung, wurde Biberach 1806 württembergisch.

Die Einwohnerzahlen stiegen ständig, neue Wohngebiete entstanden und als 1850 die Eisenbahnlinie Ulm-Friedrichshafen eröffnet wurde, stand der Industrialisierung Biberachs nichts mehr im Wege. Örtliche Familienbetriebe entwickelten sich zu Fabriken, Industrieunternehmen siedelten sich an – genannt seien die Firmen Handtmann, Gerster, Vollmer, Thomae, Liebherr, Kaltenbach & Voigt. Öffentliche Bauten wurden errichtet: die Braithschule (1848), das Stadttheater (1858), eine Gasfabrik (1863), das Neue Spital (1876), eine Telefonzentrale (1893) und ein Elektrizitätswerk (1894).

1938 wurde Biberach Kreisstadt und so brachen nach dem 2. Weltkrieg neue Zeiten für den ehemaligen Rißflecken an. Nachdem 1864 Birkendorf eingemeindet worden war, kamen 1934 Bergerhausen und nach der württembergischen Gebietsreform auch die Ortschaften Mettenberg, Ringschnait, Rißegg und Stafflangen zum Stadtgebiet. Einzelhandel, Gewerbebetriebe und Industrie sicherten zahlreiche Arbeitsplätze und auch künftig wird Biberach als Mittelzentrum und Hauptort des Kreises an Bedeutung gewinnen.