Rund um mich her ist alles Freude

Zwischen Heuet und Ernte, im Juli, findet in Biberach das Schützenfest statt.

Dieses historische Heimatfest, mit eines der ältesten und bedeutendsten in Deutschland, erfreut sich in Biberach so großer Beliebtheit, dass die „Biber“ sogar ihr Jahr danach einteilen („vor der Schützen“ / „nach der Schützen“). Ursprünglich ist es ein Kinderfest, das am Schützentag gefeiert wurde und deshalb auch den Namen Schützenfest erhalten hat.

Fest steht, dass es seit 1668 als Kinderfest urkundlich belegt ist. Seine jetzige Gestalt entwickelte das Fest erst im 19. Jahrhundert. 1802 erklang zum ersten Mal der Festchoral („Rund um mich her ist alles Freude“). Wurde es zunächst noch nach Konfessionen getrennt gefeiert, so setzte man schließlich nicht ohne Schwierigkeiten durch, dass das Biberacher Fest gemeinsam begangen wurde.
Seit 1810 gibt es für Kinder eine Lotterie ohne Einsatz – die „Ziehung“. 1816 traten erstmals die kleinen „Schützentrommler“ in Erscheinung, deren Uniform an die Gymnasiasten des vorigen Jahrhunderts erinnert. Ab 1821 entwickelte sich die „Kleine Schützenmusik“.

Seit 1819 gibt es das „Schützentheater“. Dieses Theater, bei dem nur Kinder und Jugendliche mitspielen, wurde zu einem Hauptereignis des Schützenfestes. Wechselnde Märchenstücke und Ballettaufführungen werden gezeigt und das Interesse der Kinder, dabei mitzuwirken, ist trotz monatelanger Proben immer wieder sehr groß. So ist das Schützentheater mit den Jahren zu einer traditionellen und beliebten Institution geworden und sorgt jedes Jahr für ausverkaufte Vorstellungen. Nicht zuletzt deswegen hat man sich in den 70er Jahren dazu entschlossen, mit der neuen Stadthalle auch eine entsprechende Bühneneinrichtung zu schaffen.

Feste Bestandteile dieses Heimatfestes sind aber auch, der Tanz durch die Jahrhunderte auf dem Marktplatz, die Tagwache, das Böllerschießen und die Ständchen. Und so wird man in aller Frühe wieder aus dem Schlaf gerissen, wenn das Trommeln und Schießen durch die Straßen und Gassen der Stadt schallt. Das Schützenfest, das die Biberacher die „5. Jahreszeit“ nennen, begeistert natürlich nicht nur Kinder, sondern auch die Erwachsenen. Am Schützensamstag z.B. findet die Abnahme der Trommlerkorps und Spielmannszüge auf dem Marktplatz statt. Später ziehen die Jahrgänger nach einem selber gestalteten Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche durch die Innenstadt. Am darauffolgenden Sonntag findet dann die „Heimatstunde“, der traditionelle „Fahnenumzug“ und schließlich der abendliche „Tanz auf dem Marktplatz“ statt.


An diesen Tagen lockt es Alt und Jung, Groß und Klein auf die Straßen und sowohl Einheimische als auch Auswärtige treffen sich zu Tausenden in der Innenstadt. Am Dienstag erreicht das Schützenfest seinen Höhepunkt. Die Schützendirektion begrüßt die Ehrengäste, unter anderem auch die Vertreter der Partnerstädte, die immer wieder eigene Gruppen entsenden und beim historischen Festzug ihre Verbundenheit und Solidarität bekunden. Gezogen werden die prächtig geschmückten Wagen von zahlreichen Pferden und man ist in Biberach stolz darauf, dass auf Motorkraft vollständig verzichtet werden kann. Der Umzug „Bunter Zug“, gestaltet von den Biberacher Schulen, findet am Montag und der historische Festzug am Dienstag der Festwoche statt. Mit Rücksicht auf die Berufstätigen und Auswärtigen wird er am „Bauernschützen“ - Sonntag wiederholt. Insgesamt werden vier Umzüge veranstaltet, bei denen die vielzähligen Blaskapellen Gelegenheit haben, ihr Können unter Beweis zu stellen.

Mit originalgetreuen Kostümen und großer Begeisterung gedenken die „Biber“ den geschichtlichen Ereignissen und den Helden ihrer Stadt. Als Nationalheld, wenn auch nicht gerade in vorbildlicher Weise, gilt der „Schwarze Vere“, der mit einer Bande von Räubern sein Unwesen trieb und auch Biberach in Angst und Schrecken versetzte. Als man ihn schließlich gefasst und in das Ehinger Tor gesperrt hatte, erschlug ihn 1819, von seinen Eisenfesseln angezogen, der Blitz. Auch an den „Baltringer Haufen“ vom Bauernaufstand im Jahre 1525 wird erinnert. An diesen 9 Schützentagen ist die ganze Stadt auf den Beinen. Man kann das Lagerleben der historischen Gruppen und die Zunfttänze miterleben. Da gibt es den Kindernachmittag, den Schützenjahrmarkt,  Herren- und Damenschützen und am Freitag das Feuerwerk. Man schätzt die Zahl der Besucher pro Saison auf 100.000.