DAS BIBERACHER SCHÜTZENTHEATER

Wer kennt es nicht, dass Biberacher Schützentheater? Vielleicht haben Sie sogar schon einmal selber mitgespielt oder sind ein treuer Zuschauer? Vom Schützentheater gehört haben aber sicherlich die meisten, denn es gehört zu Biberach wie das Schützenfest!

160 Jahre Biberacher Schützentheater
Seit 1859 gibt es regelmäßig Aufführungen des „Schülertheaters“ in Biberach. Den Namen „Schützentheater“ bekommt es erst ab etwa 1900 und gehört daher zu einem der traditionsreichsten Kindertheater in Deutschland. Zunächst waren es „nur“ „Lebende Bilder“, die gespielt wurden. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden dann die Goerner’schen Märchendramatisierungen aufgegriffen. Das „Märchenspiel mit Musik und Tanz“, so wie wir es heute kennen, entwickelte sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mittlerweile ziehen rund 350 Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 15 Jahren als Sprecher, Tänzer oder Musiker tausende Zuschauer in 38 Vorstellungen in ihren Bann!



Viele wollen zuschauen – viele wollen mitspielen!

Es ist faszinierend, dass in dieser „modernen, schnelllebigen und digitalen Welt“ die Anziehungskraft des Biberacher Schützentheaters ungebrochen ist! Darauf ist die derzeitige Theaterleitung Yvonne von Borstel-Hawor und Hermann Maier ganz besonders stolz. Seit 2002 versuchen sie alte Märchen-Spiel-Tradition mit neuen Elementen und Ideen zu verknüpfen. Neben den traditionellen Stücken, die immer wieder auf dem Schützentheater-Spielplan standen, wird das Repertoire durch neue und „modernere“ Stücke wie z. B. Peter Pan, Dschungelbuch oder wie dieses Jahr „Die Schöne und das Tier“ erweitert.

Wer einmal mitgespielt hat, der kommt in der Regel wieder und bringt es so auf eine stattliche Zahl von mindestens fünf bis zu maximal zehn oder elf Jahren auf der Bühne oder im Orchestergraben oder arbeitet dann „hinter der Bühne“ weiter.  
Es ist heutzutage schon eine Besonderheit, dass so viele Kinder und Jugendliche über eine halbes Jahr Probenzeit und anschließend über vier Wochen Spielzeit ihre Freizeit „opfern“ und dabei noch einen Riesenspaß haben. Diese intensive Arbeit kostet zwar viel Zeit und Schweiß, aber sie bringt – wenn sich dann der Vorhang zum ersten Mal öffnet - für jeden einzelnen sehr große Zufriedenheit, persönlichen Erfolg und wie gesagt ganz, ganz viel Freude am Theaterspielen.

Und wie geht das mit dem Mitspielen?
Nach den Weihnachtsferien startet die neue Schützentheatersaison. Wann und wo man sich anmelden kann, wird in der lokalen Presse rechtzeitig bekannt gegeben. Oder Sie schauen mal unter: www.biberacher-schuetzenfest.de rein, da gibt es auch einen Link zum Schützentheater!

Anmelden heißt aber noch nicht gleich Mitspielen! Bei der Anmeldung werden Name, Adresse, Schule oder Kindergarten zunächst aufgenommen und jeder erhält einen Zettel, auf dem vermerkt ist, wann er zur Rollenbesetzung oder zum „Casting“ wieder erscheinen soll.




Zunächst werden die Sprechrollen vergeben. Dazu werden die Jungen und Mädchen getrennt voneinander eingeladen, denn die große Anzahl an Spielfreudigen würde keine effektive Auswahl erlauben. Zu Beginn stellen sich die Sprecher der Größe nach auf, denn für jede Rolle müssen zwei in etwa gleich große Spieler gefunden werden, die sich ein Kostüm teilen. Anschließend erhalten sie einen Auszug aus dem aktuellen Textbuch, der ihnen zunächst erläutert und dann vorgelesen wird. Nun beginnt das Vorlesen der „Sprecher“! Währenddessen achtet die Theaterleitung auf Sprache, Stimme und Betonung. Aber auch Mimik, Pfiffigkeit und Einfühlungsvermögen sind bei der Rollenbesetzung ausschlaggebend. Kann jemand noch nicht (so gut) lesen, dann ist das auch kein Beinbruch! Ein Satz, der zunächst vor-, dann vom Kind auswendig nachgesprochen wird, verschafft Klarheit, ob es als Sprecher geeignet ist oder nicht. Nachdem alle „gehört“ worden sind, geht es an die Besetzung der Rollen. – Eine nicht immer leichte Aufgabe, da man am liebsten alle mitmachen lassen möchte.

Bei der Besetzung der Tanzrollen – ebenfalls nach Alter und Größe zeitlich getrennt - kommt es vor allem auf Takt-, Rhythmusgefühl, Körperhaltung und Ausdrucksfähigkeit an. Kinder und Jugendliche, die eine Ballettschule oder andere Tanz- und Turnabteilungen besuchen, sind selbstverständlich auch gesucht und gefragt.


Und zum guten Schluss!

Die Theaterleitung möchte mit ihrem persönlichen, ehrenamtlichen Engagement und mit einer noch größeren Portion Herzblut und Liebe einen wichtigen Beitrag leisten, diese großartige Institution Schützentheater, diese wertvolle, in 160 Jahren gewachsene Tradition mit aller Kraft unterstützen und aufrechterhalten, damit das Biberacher Schützentheater auch in Zukunft für Zuschauer und Mitspieler so attraktiv und interessant bleibt wie in der Vergangenheit. - Nach fast 20 Jahren Theaterleitung übergeben Yvonne von Borstel-Hawor und Hermann Maier „ihr Schützentheater“ an Maren Haack und an ein neues Team – sechs junge, sehr engagierte Menschen mit langjähriger Schützentheatererfahrung!

Ausstellung und Buch
Verpassen Sie nicht die Ausstellung „The Making of Schützentheater“ im Museum Biberach, die einen eindrucksvollen Blick „hinter die Kulissen“ des Schützentheaters wirft. Parallel zur Ausstellung wurde das „ABC des Schützentheaters“ veröffentlicht – ein Buch mit vielen Bildern und kurzweiligen Texten – ein „MUSS“ für jeden Schützentheaterliebhaber.

Interview: Achim Zepp
Mehr unter www.musikschule-bc.de